Wie unsere Interaktion mit Chatbots unsere Kommunikation beeinflusst

In unserer zunehmend digitalen Welt sind Chatbots und KI-Systeme zu alltäglichen Begleitern geworden. Von virtuellen Assistenten wie Siri, Alexa und Google Assistant bis hin zu Chatbots auf Kundenservice-Websites – sie sind überall präsent. Mit dem aktuellen Hype um ChatGPT hat die Nutzung von KI für den Alltag eine neue Dimension erreicht. Aber haben wir uns schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie unser Umgangston mit ihnen unsere Kommunikation beeinflusst? In diesem Blog-Post werfen wir einen Blick auf unsere Interaktion mit Chatbots und die potenziellen Konsequenzen für unsere zwischenmenschliche Kommunikation.

Wenn in der Vergangenheit von Höflichkeit in Verbindung mit Chatbots die Rede war, ging es in erster Linie darum, dem Chatbot einen freundlichen Umgangston beizubringen (vgl. u.a. Exploratory evaluation of politeness in human-robot interaction, 2021). Das Ziel war dabei immer, den Roboter menschlicher erscheinen zu lassen, um eine angenehmere Kommunikation zu ermöglichen. Aber auch das Gegenteil wurde schon untersucht: Unfreundliche Roboter können beispielsweise zu besseren Trainingserfolgen führen (“Is this all you can do? harder!” the effects of (im) polite robot encouragement on exercise effort, 2021). Schließlich gibt es mit BratGPT inzwischen sogar eine motzende Variante des KI-Texters.

Jedoch gibt es bisher nur wenig Forschung darüber, wie freundlich Menschen gegenüber der KI sind. Wir sind es inzwischen gewohnt, unsere Sprachassistenten mit knappen Befehlen zu dirigieren. Dabei bleiben sie stets freundlich und erfüllen (soweit sie es denn können) unsere Wünsche. Es macht quasi keinen Unterschied, ob wir Bitte und Danke sagen: Wir kommen – im Gegensatz zur zwischenmenschlichen Kommunikation – immer ans Ziel.

Aber ist das gut so? Was macht das mit uns? Verlernen wir so möglicherweise den freundlichen Umgangston untereinander?

Eine Studie hat sich bereits 2019 dieser Fragestellung angenommen (“Thank you, Siri”: politeness and intelligent digital assistants) und kam zu dem Ergebnis, dass eine unfreundliche Ansprache von Digitalen Assistenten – zumindest damals noch – keine Auswirkungen auf die Mensch-zu-Mensch-Kommunikation hat. Allerdings schränkte sie schon damals ein, dass die Assistenten womöglich noch zu „menschenunähnlich“ waren, um die zwischenmenschliche Kommunikation zu beeinflussen.

Das mag sich inzwischen geändert haben. ChatGPT kann in verschiedensten Stilen Texte verfassen und Systeme für Sprachausgaben sind inzwischen so weit gereift, dass man kaum noch erkennen kann, ob ein Gesprächspartner menschlich oder künstlich ist. Tests wie Human or Not zeigen bereits, dass eine Unterscheidung kaum noch möglich ist.

Die o.g. Studie von Burton und Gaskin („Thank you, Siri“) hat auch lediglich das Verhalten von Erwachsenen untersucht, also Menschen, die zumindest in ihrer Kindheit ausschließlich mit Menschen kommuniziert und (hoffentlich) entsprechende Umgangsformen gelernt haben. Wie aber verhält es sich mit Kindern, die mit Siri, Alexa und Co. aufwachsen? Wirkt sich die dauernde Verwendung des Befehlstons negativ auf die spätere Kommunikation mit echten Menschen aus? Oder hat es im Gegenteil vielleicht einen positiven Effekt, dass ein Chatbot vorbildhaft immer die Ruhe bewahrt, egal, wie sehr er beleidigt wird?

Eine Überlegung wäre sicherlich, Chatbots und Digitale Assistenten so zu trainieren, dass sie auf eine höfliche Ansprache bessere Ergebnisse zurückgeben und eine unfreundliche Ansprache oder gar Beleidigung entsprechend sanktionieren (und z.B. das Gespräch abbrechen – Alexa geht inzwischen auf Beleidigungen ein und sagt zum Beispiel dass das nicht nett sei. Content Filter sind eine Möglichkeit der Chatbot-Konfiguration). Vielleicht ist das auch übertrieben, denn eine „Verrohung“ der Gesellschaft durch die zunehmende Kommunikation mit Künstlicher Intelligenz ist bisher nicht zu beobachten.

Wir wissen es nicht, sicher ist jedoch: Wir werden es bald erfahren.

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